Chronik der Rottenburger Schäffler
Rottenburg. Der Ursprung des Schäfflertanzes ist auf die im Jahr 1517 wütende Pest in München zurückzuführen. Die Münchner waren durch dieses Unheil kleinmütig, ängstlich und hoffnungslos geworden. Fast niemand mehr wagte sich aus dem Haus. Da taten sich die „Fassmacher“ (Schäffler) zusammen und beschlossen die Leute aus ihren Häusern auf die Straße zu locken. Von ihrer Zunftherberge aus zogen sie durch die Stadt, einen Wagen mit einem Fäßlein mit sich führend, Pfeiffer und Trommler voraus, grün umwundene mit bunten Bändern geschmückte Reifen tragend. Nach dem Klang der Musik führten sie einen Tanz auf, wobei sie aus den grünen Reifen kunstreiche Gänge und Lauben schlugen um unter denselben durchzuschlüpfen. Während sie mit den Reifen einen Kreis um das Fass bildeten, stellte sich einer von ihnen auf das Fass, hing einen geschlossenen Fassreifen an den Finger, stellte ein Glas Wein in denselben und schwang ihn ohne einen Tropfen zu verschütten, über den Kopf und unter den Beinen durch. Die übermütigen Gesellen trieben sich als Spassmacher umher, um mit ihren Spässen die Zuschauer zu erheitern. Durch ihre Vorführungen gelang es den Schäfflern, die Leute aus den lang verschlossenen Häusern herauszulocken und wieder lebenslustig und lebensfroh zu machen. Seit jener Zeit schlief der Brauch des Schäfflertanzes nicht mehr ein. In München wird der Tanz durch den „Fachverein der Schäffler Münchens“ in der Zeit von Heilig Drei König bis Faschingsdienstag, im Rhythmus von sieben Jahren aufgeführt. Um 1900 übernahmen hauptsächlich die Turnvereine in Bayern diesen Brauch und trugen den historischen Schäfflertanz in die Provinzorte hinaus.
2016
Das Schäfflerjahr 2016 eröffneten die 38 Tänzer, 5 Jungschäffler, 4 Clowns, 2 Münchner Kindl und 8 Marketenderinnen Clowns zusammen mit der Rottenburger Stadtkapelle mit einem gemeinsamen Gottesdienst. Danach ging es erstmals in die festlich dekorierte Rottenburger Mehrzweckhalle Laabertal. Dort eröffnete unser Zunftmeister Uwe Helmrich vor über 700 Ballbesuchern die 14. Schäfflersaison. Wie es Tradition ist, lüftete der Zunftmeister dann das Geheimnis der beiden Münchner Kindl. Dies waren Susanne Rührer und Sandra Faltermeier. Die beiden Vortänzer Fritz Rührer und Manfred Huber sowie die Tänzer der Schäffler zeigten wieder einmal eine herausragende Tanzleistung. Reifenschwinger Helmut Gruber begrüßte ebenfalls die Gäste und lies auf gekonnte Weise die Reifen schwingen. Die Clowns haben es sich nicht nehmen lassen, den einen oder anderen prominenten Gast auf die Schippe zu nehmen. Nach diesem perfekten Einstieg in das Schäfflerjahr, ging es die darauffolgenden 4 Wochenenden auf die Straßen in Rottenburg und Umgebung. Nachdem beim letzten Schäfflertanz 2011 schon der Freitag am letzten Wochenende mitgenutzt wurde, benötigte man 2016 noch den Hl. 3 Königstag um die vielen Auftritte bewerkstelligen zu können. Die insgesamt 116 Auftritte, welche durch die Ausschussmitglieder bestens organisiert waren, sorgten bei der Bevölkerung immer wieder zu Beifallsstürmen. Leider spielte das Wetter am letzten Tanzsonntag nicht ganz mit, was aber der Stimmung unter den Mitwirkenden keinen Abbruch tat. Mit einem emotionalen Abschlusstanz vor dem Vereinslokal Eigenstetter wurde die Schäfflersaison beendet. Danach begab man sich noch mit zahlreich erschienenen Familienangehörigen, Freunden und Schäfflerbegeisteten zur Abschlussfeier in den Eigenstettersaal.
2011
Die Rottenburger Schäffler starteten ihre 13. Schäfflersaison mit einem Gottesdienst. Danach im vollbesetzten Saal des Vereinslokals Eigenstetter wurden die Tänzer, Clowns und die beiden Münchner Kindl, Nadine Groß und Corinna Wimbeck, den Ballbesuchern vorgestellt. Unser Zunftmeister Uwe Helmrich und Reifenschwinger Helmut Gruber begrüßten die Ballbesucher auf das Herzlichste. Vortänzer Andreas Wimbeck und seine Tänzer begeisterten das Publikum mit ihrem Premierentanz, mit der herausragenden Unterstützung der Rottenburger Stadtkapelle unter der Leitung von Hans Kerschberger. Die Clowns, allen voran der Fuchs`n Schoos, trafen mit ihren Sprüchen und Reimen den Nagel auf den Kopf. An den darauffolgenden Wochenenden ging es zu 177 Privat- und Geschäftsleuten welche 125 Tänze aufführen liesen. Dank der großartigen Organisation von Stv. Zunftmeister Siegfried Ziegler konnten diese reibungslos durchgeführt werden „I sog blos Aufstellung”. Erstmals musste sogar ein Freitag mit aufgenommen werden um die Vielzahl der Tänze zu ermöglichen. Auch traten die Rottenburger Schäffler zweimal in der Mehrzweckhalle vor Hunderten von Schülern der Rottenburger Schulen auf. Desweiteren waren sie im Landshuter Regionalfernsehen in einem Beitrag zu sehen. Beim Abschlusstanz vor dem Vereinslokal, wo alle Beteiligten noch einmal alles gaben, war noch einmal eine tolle Stimmung, was auch an den vielen Zuschauern lag.
2006
Traditionell wurde der erste Tanz der Schäffler beim Sportlerball im ausverkauften Saal des Vereinslokals Eigenstetter aufgeführt. Musikalisch begleitet von der Rottenburger Stadtkapelle, unter Führung von Hans Kerschberger, boten die Schäffler eine gelungene Tanzpremiere. Corinna Metschnabl und Eva Ziegler, die beiden Münchner Kindl, entboten vom Faß droben ebenso ihren Gruß wie Reifenschwinger Helmut Gruber. Der neue Clown Georg Fuchs begeisterte mit seinen Versen und Reimen und hatte die Lacher auf seiner Seite, als er seinen Dienstherrn und 1. Bürgermeister Hans Weinzierl bat, ihn nicht wie seinen Vorgänger (Fred Hoffmann) in die Kläranlage zu versetzen. Unter der Regie des neuen Zunftmeisters Klaus Stadler und seines Stellvertreters und Organisators Siegfried Ziegler sen. und unter Mithilfe von Susanne Kindsmüller, Alfred Rankel, Uwe Helmrich, Rudi Metschnabl, der Versedichter Martin Bichlmaier, Manfred Forstner und Fred Hoffmann und der super Einstellung der ganzen Gruppe konnten die 11 Aufführungstage mit Bravour gemeistert werden. Für den richtigen Einsatz bei den 177 Tanzbestellern und 127 Tänzen sorgten die Vortänzer Andy Wimbeck, Fritz Rührer, Thomas Schweiger und Max Simbürger.
2000
Wegen des 100-jährigen Schäfflerjubiläums 2006 wurde der Tanzrhythmus auf 6 Jahre geändert. So konnte man auch im Jahre des Millenniumswechsels den Schäfflertanz in Rottenburg zur Aufführung bringen. Aufgrund der zahlreichen Tänze kamen mit Eva Zachmeier und Kathrin Müller erstmals zwei Münchner Kindl zum Einsatz, die diese Aufgabe mit Bravour meisterten. Leider hies es am Ende des Schäfflertanzes 2000 auch Abschied nehmen. Zunftmeister Herbert Helmrich, der die Schäffler bereits 1994 anführte, erklärte ebenso seinen Rücktritt wie Reifenschwinger Manfred Clemens, der seit 1966 (mit Ausnahme von 1980) bei den Schäfflern aktiv war. Oberclown “Fred” Hoffmann gab seinen Titel an “Koarl” Bichlmaier weiter. Der “Fred” war seit 1966 als Aktiver (Tänzer) dabei. 1973 wechselte er zu den Clowns und machte sich durch seine Verse und die schlagfertigen Sprüche unentbehrlich. Der langjährige Vortänzer Rudi Metschnabl, „Idol“ Helmut Hoffmann, die Zeugwarte Klaus (Bim) Schauer, Walter Windmüller und Günther Groß hängten ihre Tanzschuhe an den berühmten „Nagel“. Zum Millenniumswechsel luden 183 Tanzbesteller zu 140 Tänzen ein.
1994
In diesem Jahr übernahm Herbert Helmrich das Amt des Zunftmeisters. Günther Groß und Siegfried Ziegler kümmerten sich um die Koordinierung und die Organisation des Tanzes. An den vier Wochenenden und sieben Aufführungstagen bei Sonnenschein, Regen, Nebel, Schnee und empfindliche Minustemperaturen hat der Rottenburger Schäfflertanz mit 160 Tanzbestellungen und 125 Auftritten einen enormen Zuspruch in der Rottenburger Bevölkerung erfahren. Als Münchner Kindl fungierte Christina Hansen, die Tochter unserer Präsidentin, Gabi Hansen. Vortänzer Rudi Metschnabl, die Reifenschwinger Herbert Huber und Manfred Clemens und vor allem Hoffman Manfred sen. und jun., Georg Helmrich, Martin (Koarl) Bichlmaier und Hans Schön als Clowns waren die Garanten für einen rundum gelungenen 10ten Rottenburger Schäfflertanz.
1987
Traditionell traten die Schäffler auch in diesem Jahr als erstes beim Sportlerball des TSV auf. Angeführt von der Rottenburger Stadtkapelle unter Leitung von Rupert Besl, zogen die Schäffler mit Zunftmeister Hans Gößwald und dem Münchner Kindl, Angelika Helmrich, in den Eigenstetter-Saal ein und wurden vom TSV Vorsitzenden Josef Kringer und den zahlreichen Besuchern mit viel Applaus empfangen. Vortänzer Rudi Metschnabl und die Reifenschwinger Herbert Huber und Manfred Clemens gaben ihr bestes. In den darauffolgenden Wochenenden erfreuten die Schäffler mit 112 Auftritten die Bevölkerung von Rottenburg und Umgebung. Kein anderer Name ist mit der Geschichte des Rottenburger Schäfflertanzes so eng verbunden wie der von Hans Gößwald. Seit 1935, also 52 Jahre, hat Hans Gößwald in den verschiedensten Funktionen vom Clown, Vortänzer, Reifenschwinger und Zunftmeister „Rottenburger Schäfflergeschichte“ geschrieben.
1980
„Oba heid is koid“, so heisst nicht nur die Melodie, nach der die Schäffler ihren Tanz vorführten, nein es war tatsächlich so kalt, als sich die Mitwirkenden zu einem Erinnerungsphoto aufstellten. Unter der Regie des bewährten Zunftmeisters Hans Gößwald und erstmals in Begleitung, der 1973 auf Anregung von Hauptschullehrer und Stadtrat Josef Huber gegründeten Stadtkapelle, wurde der Tanz 96 Mal aufgeführt. Reifenschwinger war Herbert Huber, Vortänzer Rudi Metschnabl und als Münchner Kindl fungierte Pia Kindsmüller. Die Oberclowns waren Fred Hoffmann, Georg Gürtner und Hans Schön.
1973
Auch in Rottenburg hatte man sich nun nach Münchner Überlieferung auf einen 7jährigen Aufführungsrhythmus verständigt. Hoch her ging es in der „Arena des Faschings“, dem Saal der Brauerei Eigenstetter, als sich viele Besucher zum ersten Auftritt des Schäfflertanzes 1973 eingefunden hatten. 1. Vortand Hans Eichinger be-dankte sich bei Hans Gößwald jun. und seiner Gattin für die Organisation und Einübung des Tanzes. Ebenso bedankte er sich bei Fußballabteilungsleiter Lothar Leonhardt, Vortänzer Herbert Huber, Reifenschwinger Rudi Oberndorfer sowie bei Erwin Waldinger für die besondere Unterstützung zur Vorbereitung des diesjährigen Schäfflertanzes. Rita Landendinger schlüpfte in das Gewand des Münchner Kindls. Aus der Vereinschronik ist zu entnehmen, dass der Schäfflertanz 75 Mal aufgeführt wurde.
1966
Am 25. Februar 1966 jährte sich zum 100. Mal der Tag der Gründung des Turnvereins Rottenburg. Die Verantwortlichen des TSV unter 1.Vorstand Josef Fries hätten sich keine schönere Einleitung zu den Veranstaltungen des Jubeljahres wählen können als die Aufführung des historischen Schäfflertanzes. Pünktlich um 11.30 Uhr traten die Schäffler aus dem Vereinslokal Eigenstetter an, um vor diesem ihren ersten Tanz zu zeigen. Eine große erwartungsvolle Menschenmenge hatte sich bereits eingefunden. Unter den Klängen der Musikkapelle Weissenberger, Rohr, und den Scherzen der lustigen Clowngruppe, und einem vom feschen Münchner Kindl (Hannelore Grimm) vorgetragenen Begrüßungsprolog war der Auftakt zum Vereinsjubiläumstanz gegeben worden. An drei Sonntagen verbuchten die Schäffler 66 Auftritte.
1950
Im Jahr 1938 fusionierte der Turnverein und der Spiel- und Sportverein zum TSV Rottenburg. Die neugegründete Fußballabteilung stellte künftig die Tänzer und übernahm die Organisation und Durchführung des Tanzes. Zum halben Jahrhundert haben sich die Rottenburger Schäffler besonders viel vorgenommen. Nicht nur in Rottenburg, sondern auch in Pfeffenhausen, Langquaid, Rohr und den umliegenden Dörfern wurde den Tänzern durch die zahlreichen Besucher zugejubelt. Unter der Leitung des Zunftmeisters Hans Gößwald sen., Vortänzer Otto Stern und Reifenschwinger Rudi Oberndorfer kam es an den drei Sonntagen zu 81 Tanzaufführungen.
1935
Der vierte Schäfflertanz stieg am 10. Februar 1935 - es war ein Tag mit 30 Grad Kälte -. Es ging wieder mit dem lustigen „Aber heit is kalt“ auf die Straßen des Marktes. Bis zum Einbruch der Dunkelheit hatten die Turner nicht weniger als 33 Tänze absolviert und damit eine Tagesrekordleistung vollbracht. Der Ausbruch des 2. Weltkrieges führte erneut zu einer unfreiwilligen Tanzpause.
1927
Unter Führung des damaligen 2. Vorstandes Hans Gößwald sen. machten sich junge Kräfte ans Werk, um den Rottenburger Schäfflertanz wieder aufleben zu lassen. Die Ausgestaltung erhielt durch die Hinzunahme eines Zunftwagens eine neue Bereicherung. Am 13. Februar wurde unter dem herzlichen Beifall der zahlreichen Besucher der Tanz 30 Mal aufgeführt.
1912
Wieder war es Oberturnwart Karl Zimmermann, der die Einstudierung der einzelnen Figuren und die Organisation des 2. Rottenburger Schäfflertanzes übernahm. Bei winterlicher Sonne und Eiseskälte wurden am Faschingsdienstag 20 Tänze aufgeführt. Der Ausbruch des 1. Weltkrieges und die von Armut und Leid gekennzeichneten Nachkriegsjahre erlaubten zunächst keine weiteren Aufführungen.
1906
In Rottenburg kam es am Faschingsdienstag 1906 vor dem Bezirksamtsgebäude zur Uraufführung des Schäfflertanzes. Das erste Hoch des Reifenschwingers, Karl Zimmermann, galt dem seinerzeitigen Freiherrn Alexander von Moreau. 18 weitere Tänze hatten die Rottenburger Geschäftsleute und Beamten für diesen Tag finanziert. Vereinsvorstand war Hauptlehrer Martin Heigl, Schriftwart August Fischer schreibt in die Vereinschronik „Bei dem abendlichen Tanzkränzchen konnten reiche Spenden an Bier, Wein und Zigaretten verteilt werden. Die Ausgaben für die Kostüme und die beschafften Gerätschaften decken sich mit den Einnahmen durch die Tanzbesteller. Damit ist der Grundstein für weitere Schäffleraufführungen gelegt“.